Login am Laptop - Weshalb Passwörter im Browser nicht gespeichert werden sollten

Passwörter im Browser speichern? Wieso das keine gute Idee ist

Passwörter im Browser zu speichern hat so einige Vorteile. Als Menschen sind wir dazu geneigt, uns den einfacheren Weg auszusuchen. Natürlich ist es attraktiv, mit einem Klick dafür zu sorgen, dass der Browser sich das Passwort merkt. Beim nächsten Besuch der Website läuft alles schon automatisch. Wir müssen nicht darüber nachdenken, welches Passwort für diesen Account festgelegt haben, weder müssen wir tippen oder uns jegliche Mühe machen. Doch hinter dieser Bequemlichkeit lauern erhebliche Sicherheitslücken. Leider sind sich viele nicht darüber bewusst, dass die Passwort-Speicher von Chrome, Firefox oder Edge längst nicht so sicher sind, wie man vermuten würde. Doch was bedeutet das genau?

 

Weshalb ist Passwörter im Browser zu speichern so riskant?

Browser legen Ihre Zugangsdaten direkt auf dem Gerät ab. Meist mit unzureichendem Schutz. Zwar erfolgt meist eine Form der Verschlüsselung, doch diese ist häufig an Ihr Betriebssystem-Login gekoppelt. Für Angreifende mit entsprechendem Fachwissen stellt das kein Hindernis dar. Noch problematischer wird es bei physischem Zugriff: Wer Ihr Gerät in die Hand bekommt, kann sich schnellen Zugang zu allen gespeicherten Zugangsdaten verschaffen.

Schadsoftware ist ein weiteres Risiko, welches hierbei oft unterschätzt wird. Sogenannte Stealer-Programme sind darauf spezialisiert, gezielt die Passwortspeicher gängiger Browser auszulesen. Diese Malware kennt die Schwachstellen der Browser genau und nutzt sie systematisch aus. Ein unachtsamer Klick auf einen präparierten Link oder das Öffnen eines infizierten Anhangs kann ausreichen. Innerhalb kürzester Zeit landen Ihre gesamten Zugangsdaten in fremden Händen. Dass das passiert ist, bemerken sie meistens erst viel zu spät.

Die Browser-Hersteller selbst haben Zugriff auf umfangreiche Informationen über Ihr Nutzungsverhalten. Sie wissen, auf welchen Seiten Sie sich anmelden, wie häufig Sie dies tun und welche Dienste Sie nutzen. Diese Datensammlung birgt nicht nur Datenschutzrisiken, sondern wird im Fall von Sicherheitslücken oder Datenlecks beim Anbietenden selbst zum Problem. Große Tech-Konzerne sind somit attraktive Ziele für Cyberkriminelle, da sie mit einem erfolgreichen Angriff Zugriff auf Millionen von Nutzenden erhalten können.

All diese Faktoren sorgen für große Risiken für Nutzer, wie z.B. Identitätsdiebstahl oder finanzielle Schäden.

 

Unterschiedliche Browser, ähnliche Probleme

Auch wenn sich die Browser-Hersteller in Details unterscheiden, zeigen sich bei der Passwortverwaltung überall ähnliche Schwächen.

Chrome setzt auf eine automatische Kopplung an Ihr Google-Konto. Sobald Sie im Browser angemeldet sind, stehen alle Passwörter zur Verfügung und das ohne weitere Hürde. Leider gibt es auch keine zusätzlichen Absicherungen durch einen separates Master-Passwort. Selbst wenn Chrome geschlossen ist, funktioniert der automatische Login auf Websites weiter. Wer also kurz Zugriff auf Ihr Gerät erhält, kann sich problemlos in allen Ihren Konten einloggen.

Firefox bietet immerhin die Option eines Master-Passworts. Allerdings ist diese Funktion erstmal deaktiviert und muss von Ihnen aktiviert werden. Ohne die Aktivierung des Master-Passworts sind alle Passwörter wie bei Chrome direkt einsehbar. Selbst mit Master-Passwort bedeutet jede Interaktion mit dem Passwortspeicher eine neue Authentifizierung. Auf verschiedenen Geräten oder in mehreren Profilen ist jeweils eine separate Einrichtung erforderlich. Das macht die Nutzung umständlich und wird deshalb häufig vernachlässigt.

Edge verhält sich ähnlich wie Chrome und nutzt die Anbindung an Ihr Microsoft-Konto. Hier gibt es jedoch die Besonderheit, dass beim Löschen von Passwörtern keine Sicherheitsabfrage gestellt wird. Zwar können Sie den Vorgang kurzzeitig rückgängig machen, doch ein versehentliches Löschen ist schnell passiert.

Allen drei Browsern fehlt es an einem Sicherheitsniveau, welches spezialisierte Lösungen problemlos bieten können. Die Verschlüsselungsverfahren sind weniger robust, echte Zwei-Faktor-Authentifizierung ist meist nicht vorhanden, und die Kontrolle über Passwortkomplexität bleibt begrenzt.

 

Die bessere Lösung: Ein Passwortmanager

Wer seine digitale Sicherheit ernst nimmt, sollte spezialisierte Passwortmanager verwenden. Vor allem für Unternehmen, die über mehrere verschiedene Passwörter in verschiedenen Bereichen für verschiedene Anwendungen nutzen, sollte die Nutzung eines Passwortmanagers unverzichtbar sein. Diese Tools sind ausschließlich für den sicheren Umgang mit Zugangsdaten konzipiert und bieten somit besseren Schutz.

Der zentrale Unterschied liegt in der Verschlüsselung. Professionelle Passwortmanager nutzen den AES-256-Standard, der als unknackbar gilt. Ihre Passwörter werden in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert, zu der nur Sie den Schlüssel besitzen. Bei dem Schlüssel handelt es sich um Ihr Master-Passwort. Dieses sollte entsprechend stark und einzigartig sein, denn es ist der einzige Zugang zu all Ihren anderen Zugangsdaten.

Besonders wichtig bei cloudbasierten Anbietern ist die sogenannte Zero-Knowledge-Policy. Das bedeutet, dass selbst der Anbieter des Passwortmanagers Ihre Daten nicht entschlüsseln kann. Der Schlüssel wird ausschließlich lokal auf Ihrem Gerät erzeugt und verwaltet. Selbst bei einem Datenleck beim Anbietenden bleiben Ihre Passwörter geschützt, da ohne Ihren persönlichen Schlüssel niemand die verschlüsselten Daten lesen kann.

Außerdem bieten Passwortmanager ein weiteres Feature an, mit dem Sie starke, einzigartige Passwörter nach individuell festgelegten Kriterien generieren können. Sie bestimmen die Länge, die verwendeten Zeichen und die Komplexität. Für jedes Konto ein eigenes, sicheres Passwort – ohne dass Sie sich eines davon merken müssen. Das eliminiert das weit verbreitete Problem wiederverwendeter Passwörter, das bei Datenlecks besonders gefährlich wird.

 

Diese Passwortmanager können wir empfehlen

Auf dem Markt existieren mehrere Anbieter für Passwortmanager, die höchste Sicherheitsstandards erfüllen.

Bitwarden ist unser persönlicher Favorit und überzeugt durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Als Open-Source-Lösung mit cloudbasierter Synchronisation kombiniert Bitwarden Transparenz mit Komfort. Die Zero-Knowledge-Architektur garantiert, dass nur Sie auf Ihre Daten zugreifen können. Besonders attraktiv: Die Basisfunktionen sind kostenlos nutzbar, und auch die Premium-Version bleibt preiswert.

Keeper arbeitet cloudbasiert und bietet umfassende Sicherheitsfunktionen. Die Zero-Knowledge-Architektur stellt sicher, dass nur Sie Zugriff auf Ihre Daten haben. Die Verschlüsselung entspricht höchsten Standards, und zusätzliche Features wie die Überwachung von kompromittierten Passwörtern erhöhen den Schutz.

KeePassXC ist als Open-Source-Software vollständig lokal auf Ihrem Gerät. Ihre Passwortdatenbank verlässt nie Ihren Computer. Es sei denn, Sie entscheiden sich bewusst dafür. Das bedeutet absolute Privatsphäre, erfordert aber auch, dass Sie sich selbst um Backups kümmern.

1Password gehört zu den etabliertesten Anbietern und bietet eine durchdachte, benutzerfreundliche Oberfläche. Auch hier kommt das Zero-Knowledge-Prinzip zum Einsatz. Besonders praktisch ist es, dass 1Password über umfangreiche Funktionen verfügt, um eine gemeinsame Nutzung in Familien oder Teams zu ermöglichen, ohne dabei Abstriche bei der Sicherheit zu machen.

 

Wichtige Empfehlung

Unabhängig davon, für welchen Passwortmanager Sie sich entscheiden, empfehlen wir dringendst, Ihre Passwortdatenbank unbedingt in Ihre reguläre Datensicherung zu integrieren. Ein Verlust des Zugangs zu Ihrem Passwortmanager kann dazu führen, dass Sie die Zugangsdaten zu all Ihren anderen Konten verlieren.

Aktivieren Sie außerdem überall, wo möglich, die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Selbst wenn ein Passwort kompromittiert wird, bleibt Ihr Konto durch den zweiten Faktor geschützt. Viele Passwortmanager unterstützen Sie dabei, indem sie auch Einmalcodes verwalten können.

 

Fazit 

Die Passwortverwaltung der Browser ist zwar praktisch, doch die Sicherheitsrisiken überwiegen deutlich. Von unzureichender Verschlüsselung über Malware-Anfälligkeit bis hin zu Datenschutzbedenken. Die Schwachstellen sind vielfältig und real. Ein Passwortmanager bietet nicht nur deutlich mehr Sicherheit, sondern auch Komfort durch automatische Generierung starker Passwörter und geräteübergreifende Synchronisation. Die Einrichtung erfordert zwar etwas Aufwand, doch dieser zahlt sich für Ihre digitale Sicherheit aus. Denn Ihre Daten, Zugänge und Online-Identität sind wertvoll und verdienen mehr Schutz, als ein Browser-Speicher bieten kann.

Christian Herbst - CEO, IT-Security, NIS-2, Projektmanagement und Datenschutz

Christian Herbst

Chief Executive Officer