Eine von den britischen Handelskammern durchgeführte Umfrage hat zu folgenden Schlussfolgerungen über die neue Arbeitssituation geführt.
Die neue Arbeitssituation
Viele Unternehmen werden wahrscheinlich flexiblere Arbeitsregelungen annehmen. Die Hauptgründe für den Einsatz von vermehrter Heimarbeit als dauerhaftes Geschäftsmodell sind: Senkung der Gemeinkosten, verbessertes Wohlbefinden der Mitarbeiter und die Möglichkeit, aus einem größeren geografischen Bereich zu rekrutieren.
Einige Unternehmen beschrieben zunächst einen Produktivitätsschub durch Heimarbeit. Die Mitarbeiter waren im Allgemeinen von den neuen Regelungen angetan, da sie durch die Vermeidung des täglichen Pendelns und der An- und Abreise zu persönlichen Besprechungen Zeit gewannen.
Mit zunehmender Dauer der Pandemie traten jedoch mehr und mehr Probleme mit der Telearbeit auf. Die Beziehung zu den Kunden hat sich verändert. Regelmäßige Online-Interaktion wurde zu einer Erwartung, und viele Stunden des Tages gingen durch Videoanrufe verloren. Mehrere Unternehmen gaben an, dass sie ein höheres Serviceniveau geboten haben, ohne dass die Gebühren entsprechend gestiegen sind.
Mehrere Unternehmen äußerten auch Bedenken hinsichtlich der Fernverwaltung von Mitarbeitern. Diese Bedenken betrafen hauptsächlich die Sicherstellung, dass die Mitarbeiter das tun, was sie tun sollen, während sie von zu Hause aus arbeiten.
Besonders erfahrene Mitarbeiter berichteten von längeren Arbeitszeiten. Die meisten Mitarbeiter nahmen auch keinen Urlaub und arbeiteten seit Beginn der Pandemie mehr oder weniger konstant. Viele Unternehmen waren sehr besorgt über das Ausbrennen der Mitarbeiter.
Mehrere Unternehmen verfolgten einen aufgabenbasierten Ansatz im Management. Das bedeutet, dass es keine Rolle spielte, ob die Arbeit in zwei oder acht Stunden erledigt war, solange sie erledigt wurde. Kritische Geschäftsprozesse, wie z. B. das Onboarding von Mitarbeitern und Schulungen, wurden online verlagert.
Mitarbeiter-Wohlbefinden
Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Mitarbeiter sind. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab an, dass ihr Wohlbefinden durch die Covid-19-Pandemie beeinträchtigt wird. Dazu gehören Langeweile, Einsamkeit, Angstzustände und Stress.
Es gab einige Beispiele dafür, wie sich das Wohlbefinden der Mitarbeiter während der Pandemie verbessert hat. Zum Beispiel, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und engere Bindungen mit Kollegen in schwierigen Umständen zu bilden. Diese positiven Auswirkungen wurden jedoch in vielen Fällen von den negativen bei weitem überwogen. Viele Mitarbeiter wurden frustriert und vereinsamten aufgrund des dramatischen Rückgangs der sozialen Interaktion im Berufs- und Privatleben. Die meisten Bedenken wurden bei Mitarbeitern geäußert, die von kleinen Wohnräumen aus arbeiten, und bei solchen, die zuvor im Rahmen ihrer Arbeitsaufgaben mit Menschen zu tun hatten.
Mehrere Unternehmen merkten an, dass bei Videogesprächen die Körpersprache schwerer zu lesen sei und es daher schwieriger sei zu erkennen, wenn es jemandem nicht gut gehe. Außerdem waren die Manager nicht an ein so hohes Aufkommen von Fällen gewöhnt, was im Gegenzug für sie emotional belastend wurde. „Im Moment ist es nicht die Arbeit von zu Hause aus, sondern das Leben auf der Arbeit.“ – Umfrageteilnehmer eines Personalvermittlungsunternehmens.
Die Unternehmen mussten lernen, wie sie Probleme mit dem Wohlbefinden und der psychischen Gesundheit erkennen können. Ein Unternehmen richtete Gruppensitzungen ein, damit die Mitarbeiter über die Themen sprechen konnten, die sie betreffen. Zur Unterstützung der Mitarbeiter wurden viele Programme zur Mitarbeiterbindung wie Quiz, virtuelles Yoga und Tanzstunden durchgeführt.
Effektive Kommunikation
Während der Pandemie mussten die Arbeitgeber auf neue Art und Weise mit den Mitarbeitern kommunizieren, insbesondere mit denen, deren Arbeitsplatzsicherheit gefährdet war. Die Menschen mussten sich an die zunehmend online geprägte Welt anpassen. In Großbritannien hatten schätzungsweise 9 % der Familien keinen Laptop oder Tablet zu Hause.
Viele Menschen waren besorgt, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, und es war wichtig, ihnen gegebenenfalls Sicherheit zu bieten. Wenn die Arbeitsplatzsicherheit tatsächlich bedroht war, mussten die Arbeitgeber Videogespräche führen, was für alle Beteiligten neu und herausfordernd war.
Die Beurlaubung von Mitarbeitern warf eigene Kommunikationsprobleme auf. Die Arbeitgeber mussten sich regelmässig bei den beurlaubten Mitarbeitern melden, um ihnen mitzuteilen, wie es um ihren Job und das Unternehmen bestellt war. Es gab Geschichten darüber, wie abgewertet sich Mitarbeiter fühlten, wenn sie während ihrer Beurlaubung nicht kontaktiert wurden.
Interaktionen im Büro wurden als produktivitätsfördernd bezeichnet und es war schwer, diese zu replizieren, während man aus der Ferne arbeitete. Beispiele dafür sind die Frage nach einem Passwort, der Gang zum IT-Desk mit einer Anfrage oder einfach das Erfahren, was in anderen Bereichen des Unternehmens passiert. „Obwohl viele Menschen schon seit langem Online-Gespräche führen, gibt es immer noch Dinge, die in Online-Gesprächen verloren gehen. Das kann die Kommunikation erschweren“, Umfrageteilnehmer eines Tech-Unternehmens.
Die Umstellung auf Remote Working hat die Kommunikation erschwert. Zum Beispiel konnten Mitarbeiterbesprechungen nicht mehr wie früher stattfinden. Außerdem mussten die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern über ganz neue Themen kommunizieren, z. B. wie man am Arbeitsplatz Covid-sicher bleibt und sich an die Richtlinien hält. Es wurden verschiedene Kommunikationskanäle genutzt, wie Instant-Messaging-Videos und Sprachnotizen, Chats und Social-Media-Gruppen.